Ventouxman ein epischer Triathlon in Corona Zeiten?

Dominik Sowieja Ventouxman Radfahren
Bei schönem Wetter kann jeder Kampf am Limit gegen Blitz Donner Starkregen und knallharte Strecke

Der Ventouxman sollte der erste Triathlon im Jahre 2020 werden. Ein epischer Triathlon, über 2km Schwimmen 90km Radfahren mit 2400HM über den legendären Mont Ventoux und einem 20km Trailrun mit nochmals über 400HM auf 1500m Höhe, sollte es werden. Doch wie es diese Jahr so ist kam es etwas anders als geplant. Dennoch hielt die Veranstaltung einige Abenteuer parat.

Das Jahr verlief Trainingstechnisch bis vor etwas mehr als 3 Wochen eigentlich ziemlich optimal, bis sich eine hartnäckige Laufverletzung am Schienbein einschlich. Meine Startzusage hatte ich beim Ventouxman allerdings schon gegeben und ich hatte auch sowas von Bock endlich wieder zu Racen, dass ich obwohl ich noch nicht einmal wieder 10km ohne Probleme laufen konnte 10 Tage vor Raceday anreiste. Training und Akklimatisierung Stand auf dem Programm. Eine Woche vor Raceday Stand auch eine kurze Streckenbesichtung der finalen 40km des Ventouxman auf dem Programm, mit dem Fazit was ein Traum und was für ein Beast. Traumhaft schöne Strecke mit einem genialen Weitblick vom Riesen der Provence, aber auch ein gutes Stück Arbeit. Bereits bei der Kursbesichtigung hatte ich ordentlich Watt auf dem Tacho, mit meiner Körperstatur (75kg) bin ich natürlich auch nicht gerade ein Bergfloh, aber egal solche Strecken liebe ich trotzdem.

Dominik Sowieja Mont Ventoux Rad
Streckenbesichtigung bei Kaiserwetter, wie die ganze Woche vor dem Rennen

In der Rennwoche stand am Dienstag dann nochmal ein letzter schneller Lauf an um Gewissheit zu bekommen, ob das mit dem Fuß noch etwas wird bis zum Wettkampf. Der Lauf war dann auch ganz ok sodass ich das "eigentliche" Problem am Schienbein kaum noch spürte, nur die linke Wade war abartig zu sodass gehen sehr schwer fiel. Darüber machte ich mir aber keinen Kopf da ich öfters mal Probleme mit der Wade habe. "Die nächsten drei Tage steht eh kein Lauf an von dem her einfach immer gut behandeln und passt" dachte ich mir. Bis zur Vorbelastung war ich da auch sehr optimistisch wie ich halt so bin nie einen Gedanken daran verschwenden das es nicht möglich ist. Auch bei der Hinfahrt zu T 1 um meine Vorbelastung durchzuführen war ich noch guter Dinge das das alles klappt. An T 1 angekommen Rad ausgeladen Radklamotten an perfektes Wetter, gute Beine, Motivation ohne Ende eigentlich alles perfekt. Um zur Straße zu gelangen musste ich dann etwas über die Wiese gehen und einen Erdwall überwinden soweit so gut, die ersten Schritte super Gefühl trotz erhöhter Dehnung merkte ich nichts in der Wade dann ging es aber den Wall hoch ein spitzer stechender Schmerz, eine Zerrung ? ach was dachte ich mir das geht schon. Also ab aufs Rad und mein Programm durchziehen, welches dann insgesamt auch super lief auch wenn ich die Wade natürlich etwas merkte. Auf dem Weg zum Auto ging es beim gehen auch ganz gut. Ihr wisst was das heißt natürlich Vorbelastung im Laufen, aber hier waren die ersten Schritte dann doch sehr schmerzhaft, zwar wurde es nicht schlimmer während der Vorbelastung aber das gehen am Ende war nicht wirklich rund. Da kamen dann schon etwas Zweifel auf. Nach der Vorbelastung im Wasser und einchecken des Materials ging es dann schnellstmöglich zur Unterkunft Carboloading, Wadenbehandlung finaler Materialcheck und natürlich Rücksprache mit dem Physio. Das ich an den Start gehe war ohnehin gesetzt nur das wie stand dann noch zur Debatte, der plan war dann den Fuß zu tapen so wie ich es ohnehin bei den letzten Einheiten gemacht habe nur diesmal nicht das eigentliche Problem sondern die Wade. Der Plan war also gemacht also ab ins Bett um 4 klingelt ja schon der Wecker.

Chalet Mouflon Camping Mont Serein Mont Ventoux
kleines schnuckliges Chalet 500HM unterhalb des Mont Ventoux

Raceday

Nach einer durchwachsenen Nacht mit kaum Schlaf, sprang ich voller Vorfreude aus dem Bett auf und testete die Wade. Ergebniss :"Oha die spannt aber ordentlich, merke es ja schon richtig beim gehen". Egal ordentliches Reisfrühstück Material und Verpflegung gerichtet, den Fuß getaped und ab zum Shuttle. Auf dem Weg fiel mir auf ich hab doch was vergessen, es war der Zeitmesschip (ist mir auch noch nie passiert, wohl schon zu lange Rennabstinenz ;-)). Also schnell zu unterkunft gerannt den Chip geholt und zum Shuttle gerannt und gerade noch rechtzeitig erreicht. Aber was deutlich geiler war, das mit dem Laufen ging überraschend gut entsprechend gut gelaunt war ich im Bus. Als wir uns dann dem Start näherten immer wieder Lichtblitze die die Nacht erhellten. was ein erster Vorgeschmack war was noch kommen würde. Die Uhr zeigte mittlerweile schon 6:15Uhr (der Shuttle fuhr um 5Uhr ab und der Start war um 7:35 geplant) und ich wurde langsam nervös. Es musste ja vor dem Start noch die komplette Wechselzone eingerichtet werden. Die Uhr zeigt 6:30Uhr der Start ist in Sichtweite mit einem langen Stau davor. Das wird aber knapp dachte ich mir und die Nervosität stieg weiter. Dann fuhr der Busfahrer erstmal am Abzweig vorbei, kein Problem dachte ich mir er kennt bestimmt einen schnelleren Weg. Aber Pustekuchen in einer Seitengasse versuchte er zu wenden und würgte den Bus immer wieder ab sodass es alle durschüttelte. Ich überlegte schon auszusteigen und zu laufen, nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er den Bus dann gewendet. Der bange Blick auf die Uhr zeigte 6:55Uhr :"Ach du scheiße dachte ich mir, jetzt ist schonmal ein Wettkampf und ich komme zu spät zum Start". Schlussendlich bin ich um 7:15Uhr an der Wechselzone und versuche bei Starkregen, Blitz und Donner die Wechselzone einzurichten. Hier die nächste Hiobsbotschaft Vorderrad platt verdammt. Natürlich war ich meiner Sache so sicher das ich gar kein Ersatzmaterial am morgen dabei hatte. Also erstmal ein paar mal nachpumpen und schauen ob die Dichtmilch abdichtet, was leider nicht der Fall war. Mittlerweile haben wir 7:20Uhr und ich Renne durch die Wechselzone auf der suche nach Ersatz, final erreiche ich jemanden der mir was organisieren will. Kurze Zeit später kommt ein anderer Athlet zu mir welcher mein Vorderrad mitnimmt und Ersatz organisieren will. Mittlerweile haben wir 7:25Uhr ich ziehe in Strömenden Regen meinen Neo an und mein Zeug liegt kreuz und quer in der Wechselzone verteilt un mein Rad steht ohne Vorderrad im Ständer. 7:30Uhr der Veranstalter verschiebt den Start auf 7:45 Uhr und stellt schon zur Aussicht das dort entweder besser ist oder es wird ein Bike and Run geben. Gott sei dank dachte ich mir noch etwas Zeit. Kurz danach kommt auch mein Mann des Tages mit meinem gerichteten Laufrad, vielen Dank an dieser Stelle an RYBB (Ryde Your Best Bike) welche in kürzester Zeit das ganze fixte. 7:40Uhr endlich habe ich die Wechselzone fertig eingerichtet und mein After Race Beutel abgegeben. Höchste Zeit mich bei der Kälte Warm zu machen keine 2 min später wurde das schwimmen abgesagt und ein Bike and Run verkündet mit Wellenstarts. Eine ganze Stunde später in der wir schlotternd in der Kälte und Nässe standen ging es dann endlich los. Ich hatte natürlich nichts zur Verfügung außer meinem Einteiler und Unterhemd, scheint etwas wenig bei Starkregen und 15Grad, aber ich komme mit Kälte eigentlich ganz gut klar.  

Dominik Sowieja Ventouxman Radfahren
Die Regenmassen sind hier nur Ansatzweiße zu erkennen was auf der Radstrecke runter kam

Gegen 8:40Uhr rollte dann endlich die Startwelle der Elite los (50Man in kürzesten Abständen) nachdem bereits 3 Startwellen vor uns gestartet waren (2xFrauen, 1x Relais). Wer sich denkt so große Starwellen bei einem Non-Drafting Race das wird aber schwierig, liegt hier völlig richtig. Durch das viele überholen und das enge Feld war dies stellenweise auch ziemlich schwierig den Abstand zu waren, aber manche nutzten dies auch sehr dreist aus und fuhren einem direkt am Hinterrad. Dazu aber gleich noch mehr. Die ersten Kilometer ging es erst einmal darum warm zu werden und sich in der Spitze zu positionieren, weshalb ich auch relativ offensiv anfuhr. Die ersten 25km wahren geprägt von Überholmanövern immer wieder schnell dann wieder langsamer, kurz gesagt sehr unryhtmisch. Hierbei waren Stellenweise Gruppen unterwegs wo man dachte :"machen die ein Teamzeitfahren oder was". Dementsprechend schwierig war es auch die Rennradfahrer auf dem flachen Teil zu distanzieren. Erst gegen Ende der Flachpassagen nach ca 30km hat sich das Ganze etwas sortiert. Dabei war ich ganz vorne mit dabei Pos. 3-5. Als es dann über einige Wellen darüber ging schloss eine größere Gruppe auf wodurch wir bis zum ersten längeren Anstieg ca. 12-13 Mann waren. Hier wurde gleich ordentlich Tempo gemacht und Stellenweise sehr dicht aufeinander gefahren. Nachdem die Nadel dann wieder über 400W zeigte beschloss ich etwas lockerer zu fahren da der ganz lange Anstieg mit über 1200HM kommt ja noch. Also pendelte ich mich bei konstanten 340-350W ein. Eigentlich dachte ich das ich die Gruppe durch die kontante Fahrweise oben teilweise wieder einsammeln kann. Was aber leider nicht der Fall war, kurz vor Ende des Anstiegs überholte mich der Vorjahressieger und Streckenrekordhalter, wodurch ich dachte so schlecht kann ich nicht unterwegs sein. Bis zum Gipfel konnte er mich leicht distanzieren aber auf der Abfahrt bei jetzt abartigem Starkregen konnte ich wieder aufschließen und bis zum Ende der Abfahrt auch überholen. Ich meine auch bei Starkregen und halbem Aquaplaning kann man auf gerader Strecke trotzdem 70 fahren ;-) Auf dem welligen Terrain bis zum nächsten Anstieg wurde ich dann nochmal von 2 weiteren Athleten überholt mit denen ich kurz mitfuhr, ich mir aber vornahm kontant ruhig 320-330W bis zum Berg zu fahren und dann den Anstieg leicht erhöhe. Auf dem Weg zum finalen langen Anstieg erreichten die Regenmassen ihren Höhepunkt. Sodass man sich dachte man fährt unter der Dusche Rad, es regnete so stark das man kaum etwas sah und Flüsse mit Steinen über die Straße liefen. Kurz vor dem Anstieg nutze ich eine kurze Flachpassage um die Beine nochmals etwas zu lockern bevor der 15km Schlussantieg in Angriff genommen wurde. Durch das etwas unrhythmische Höhenprofil (länger Abschnitte 2-4km mit 12%+ Steigung mit flacheren Passagen mit 3-6%) musste die Fahrweise auch etwas angepasst werden. Aufgrund meiner Übersetzung war der Plan klar an den steilen Stücken, vernünftige Trittfrequenz und an den flacheren Passagen etwas Erholung. In zahlen bedeutet dies an den Steilen Stücken (350-370W) an den flacheren (310W-330W). So kämpfte ich mich einsam gegen den Starkregen nach oben. In der Mitte wurde ich noch von 2 weiteren Athleten überholt bevor ich am letzten Steilen Stück nochmal 2 Athleten einsammeln konnte. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch der Überzeugung ganz gut im Rennen zu liegen da die Wattwerte 330W NP (2.5h) waren ja jetzt nicht so schlecht. Dann ging es über die Kuppe rüber in die letzte kurze Abfahrt vor der Wechselzone, d.h. Beine lockern nochmal die Blase leeren, und nochmal etwas verpflegen (wäre noch was in der Flasche gewesen ;-))    

Dominik Sowieja Running Ventouxman Trail
Die ersten Runden noch mit Trinkrucksack, da es laut Vernstalter eigentlich keine flüssige Verpflegung auf der Strecke gibt

Dann ging es in die Wechselzone mit klammen Fingern und Klötzen an den Beinen. Die Kompressionssocken habe ich dann aber doch irgendwie anbekommen ;-) Noch schnell den Trinkrucksack und die Verpflegung gepackt und ab ging die Fahrt. Wird mein Bein halten ? Das war die Frage der Fragen auf der harten Strecke. Aber zunächst fühlte sich das ganze ganz gut an mal abgesehen von den abartig schweren Beinen. Die Strecke fing dann aber an richtig Laune zu machen steile Downhills mit Geröll, Felsen und Schlamm in der ich nochmals Zeit rausholen konnten. Die Anstiege waren dann nicht ganz so optimal da die Beine zum einen ziemlich schwer waren und die linke Wade einen explosiven Druck auch nicht zu ließ. Aber scheiß drauf durch das unwegsame Gelände zu fetzen bei der die ganze Muskulatur brennt was will man mehr ;-) Auf einem matschiegen Downhill in dem man sich schon sehr gut auf die Traktion konzentrieren musste, fetzte es einen Athleten vor mir sowas von auf den Hinterkopf das ich kurz Schlucken musste und dachte :" der ist jetzt weg vom Fenster. Also machte ich etwas langsamer und Fragte ob alles okay sei er berappelte sich aber relativ schnell wieder und eierte etwas benommen weiter. Also alles okay, das hieß natürlich Gashahn wieder voll auf schließlich muss ich in den anspruchsvollen Downhills Zeit gut machen. Gesagt getan sammelte ich sukzessive weiter Athleten ein. Solangsam fing die Wade an etwas zu zu gehen und zu schmerzen, aber das war ich ja gewöhnt. Nachdem mir der Veranstalter zu rief nur 3 Runden heute. Drückte ich nochmal auf die Tube. Durch den zeitversetzten Start wusste man ja nie genau wo man liegt.     

Dominik Sowieja Running Ventouxman Trail Finale
Die letze Runde dann ohne Trinkrucksack, das Gewicht zählt ;-)

Kurz vor der letzten Runde erleichterte ich mich an der Verpflegungsstelle um meinen Trinkrucksack um nochmal alles raus zu hohlen. Mittlerweile war die Strecke auch gut gefüllt sodass die Downhills durch das überholen noch schwieriger wurde. Zumindest regnete es mittlerweile kaum noch und die Sicht wahr wieder klar. Als ich dann am Ziel vorbei kam und bereits die Flower Ceremony der ersten 3 war und ich noch 1.5km bis ins Ziel hatte, dachte ich mir das erste mal so eine scheiße da hast ja eine richtige Packung kassiert. Aber wer mich kennt der weiß sowas hab ich schnell abgehakt das Hier und Jetzt zählt. Also voll aufs Gaspedal ein paar Plätze sind vllt. noch drin. Mit richtig kaputten Beinen aber mental noch überraschend frisch ging es glücklich über die längendäre Ziellinie des Ventouxman. Zwar konnte ich danach nur noch humpeln, aber dieses Gefühl alles gegeben zu haben und endlich mal wieder ein Race gemacht zu haben, entschädigt für die Strapazen. Auch wenn ich natürlich gerne ganz vorne mitgespielt hätte muss ich mit einem 10 Platz zufrieden sein. Eins bleibt auf Jedenfall festzuhalten das Rennen war ein wirkliches Abenteuer mit all den Geschehnissen rings herum und den extremen Wetter und Streckenbedingungen. Es tat einfach gut unseren Sport zumindest teilweise wieder ausüben zu dürfen und sich mit anderen zu messen. Dabei muss es nicht einmal um eine Quali oder Preisgeld gehen, Hauptsache endlich wieder Triathlon. Bleibt zu hoffen das Corona zumindest 2021 wieder ein paar Triathlons zulässt. Das Jahr 2020 endet für mich leider nach den absagen der weiteren Triathlon Wettkämpfe ohne Triathlon. Aber bringt ja alles nichts nach Vorne schauen, Positiv denken und das Beste daraus machen.

 

Last But not Least Bedanke ich mich bei allen meine Sponsoren und Unterstützern welche das alles möglich machen. In erster Linie meinem Hauptsponsor Racextract für das super Material, meinem Coach für die akribische Arbeit und Planung und der besten Physiotherapeutin Wiebke Klein welche meinen Körper ihm Lot hält und mir immer mit Rat und Tat zur Seite steht. DANKE !!!!!!  

Dominik Sowieja Finishline Ventouxman Laufen
Endlich mal wieder eine Finishline

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