Die Reise zum Ironman Debüt in Kopenhagen 08:08:38h

Dominik Sowieja Ironman Kopenhagen Rad
Fokus auf der Radstrecke, mit der Energie haushalten ist die Devise

 

Die Ironman Distanz für viele die ultimative Herausforderung (3,86km schwimmen | 180,2km Radfahren | 42,195km laufen). Auch für mich war schon länger klar, ich möchte auf die Langdistanz, der ursprüngliche Plan mein Debüt 2020 zu geben wurde bekanntermaßen von Corona durchkreuzt. Im Nachhinein war die sehr lange wettkampffreie Zeit genau richtig um sich voll auf das Training und die Arbeit an den Schwächen zu fokussieren. Genau diese Zeit brachte auch mich eine guten Schritt oder auch zwei nach Vorne. Getrost dem Motto um vorwärts zu kommen muss man auch mal einen Schritt zurück machen. Aber lest selbst wie ich das ganze erlebt und mich vorbereitet habe. Soviel sei vorweg genommen es gibt auch Einblicke die bisher nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren ;-)      

Dominik Sowieja Radfahren
Das Sorgenkind für die Langdistanz Premiere schmerzfreies Radfahren.

Zum Anfang muss ich etwas ausholen damit auch jeder versteht von was ich Rede. Die meisten von euch wissen das ich im Oktober 2017 einen schweren Verkehrsunfall in den USA hatte, bei dem ich auf meinem Rad sitzend von hinten von einem Pick Up Truck überfahren wurde. Hierbei hatte ich das riesen Glück überlebt zu haben und bezeichne diesen Tag (7.Oktober) auch als meinen 2ten Geburtstag. Das Resultat aus dem Unfall waren mehrere Wirbelbrüche, Schultereckgelenkssprengung, teile meines linken Quadtrizeps kann ich aufgrund eines dumpfen Traumas noch immer nicht wieder einsetzen und nicht zu vergessen die Verletzungen an den Nerven. 

Seitdem kämpfe ich darum mein altes Leistungsniveau wieder zu erreichen und meinen Körper soweit zu bringen das Ereignis zu vergessen und funktionell wieder "optimal" zu funktionieren. An diesem Punkt möchte ich mich aus ganzem Herzen bei Wiebke Klein bedanken welche mit ihrer Expertise und magischen Händen mein Fahrwerk auf vordermann gebracht hat und hält. Nach wie vor der wichtigste Termin der Woche ;-)

Dominik Sowieja Bikefitting Jens Machacek
Bikefiitting bei Jens Machacek

Die wenigsten Wissen es und ich mochte es auch nie laut aussprechen, damit ich keine ausreden parat habe. In gewisser Weiße habe ich mir immer selbst etwas vorgemacht um die Schmerzen zu unterdrücken welche ich bei jedem Wettkampf auf der Mitteldistanz hatte. Seit meinem Unfall bis 2020 konnte ich keine Mitteldistanz ohne Schmerzen im unteren Rücken absolvieren. Zwar arbeitete ich täglich daran und versuchte nach und nach eine andere Stellschraube aber zunächst ohne durchdringenden Erfolg. Die Schmerzen setzten meist nach 1-1,5h ein und danach hieß es neben dem Schmerz der Anstrengung die Schmerzen des Rückens auszuhalten und zu unterdrücken. Auf der Mitteldistanz noch ganz gut möglich für die 1h, aber auf der Langdistanz no way. Die Wende kam dann Mitte 2020 nach mehreren Fittings bei Jens Machacek und seiner Expertise über das Fitting hinaus. Natürlich spielte die kontinuierlich Arbeit an Beweglichkeit und Stabilität ebenfalls mit rein, aber das war auf jeden Fall der Turning Point nachdem ich sagte "Jap Langdistanz das kann was werden".    

Dominik Sowieja Schwimmen Challenge Danzig
Schwimmen bei der Challenge Danzig, das Trockentraining hat sich gelohnt.

Ein weiteres Manko um ganz vorne mitzuspielen zu können ist bei mir natürlich seit vielen Jahren das schwimmen auch wenn ich mich kontinuierlich weiterentwickeln konnte, es aber nie richtig im Wettkampf zeigen konnte. Dann kam auch noch der Lockdown und 2021 startete erstmal mit 4 Monaten keinem Training im Wasser. Aber jeder der mich kennt weiß ich bin immer hoch motiviert und Einschränkungen bieten ja auch die Möglichkeit neue Wege auszuprobieren und zu gehen. Dies hieß bei mir v.a. Stabbitraining, Zugseil und Techniktraining. Gerade die Schulter - Hüftrotation war bei mir immer ein großes Problem. Dieser gezwungenermaßene Schritt zurück brachte mich aber schlussendlich ein gutes Stück nach vorne. Dies konnte ich das erste mal bei der Challenge Danzig mit einer Schwimmzeit von 25:14min über die 1,9km unter Beweis stellen.

Wenn das Gefühl und die Wasserlage dann auch erstmal stimmt kann man auch einiges über die Tempohärte machen so fokussierte ich mich im Schwimmtraining in erster Linie darauf meine Schwellengeschwindigkeit auszubauen, die Schnelligkeit ist und war erstmal zweitrangig. Die Vorbereitung im schwimmen liefen dann auch richtig gut und ich wusste bereits im Training ein 50er Zeit im Ironman hab ich drauf. 

Dominik Sowieja  Radfahren Mallorca
Vorbereitung auf Mallorca Sa Calobra ist halt immer was ganz besonderes

Die zweite Disziplin lief über das Jahr auch immer besser und die Challenge Danzig, dem ersten Wettkampf mit dem neuen Rad gab mir auch nochmal richtig Selbstvertrauen. Gerade in der Hinsicht das mein unterer Rücken gar keine Probleme gemacht hat, trotz 95% Aeroposition. Die Laufleistung war bei der Challenge leider nicht so wie ich es mir vorgestellt habe, aber ich wusste die Form ist auf einem super weg. Die lange Zeit Periode nach der Challenge Danzig bis zum Ironman (9 Wochen) stand dann voll im Zeichen der Langdistanzvorbereitung. Als Berufstätiger nicht immer ganz einfach, aber ich mag es zugegebenermaßen auch den Tag von Früh bis Spät voll durchgetaktet zu haben, so heißt es meist vor der Arbeit schwimmen, in der Mittagspause laufen und Abends nochmal aufs Rad. Die langen Einheiten kamen dann am Wochenende.

Am 02.08 waren meine Vorbereitung dann auch abgeschlossen da meine zweite Impfung am 03.08 noch ausstand. "Natürlich ein gewisses Risiko aber 2,5 Wochen sollten ja gut ausreichen", dachten wir uns. Nachdem mich die Impfung komplett umgehauen hat, begann ich aber doch etwas zu zweifeln. Zum Glück konnte ich zum Wochenende wieder mit leichtem Training beginnen und die Woche darauf noch ein paar Reize setzten um das Vertrauen in die eigene Stärke wieder zu gewinnen. Die Rennwoche wurde dann leider unfreiwillig nochmal sehr stressig mit wenig Schlaf, sodass ich Donnerstag Abend körperlich und geistig komplett leer war. Durch mein starkes Team Vorort konnte ich zum Glück nochmal etwas Energie und Schlaf tanken. Die Einheiten bis zum Renntag fühlten sich zwar sehr bescheiden an, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt ;-)

Dominik Sowieja schwimmen Ironman Kopenhagen
Die Zeit stimmt unter 50min für die 3,8km

Erst am Rennmorgen beim einschwimmen merkte ich "oh ja das kann heute was werden". Bei 12 Grad Außentemperatur und 17 Grad Wassertemperatur ging es dann pünktlich um 7Uhr ins Wasser. Von Beginn an wurde losgelegt wie die Feuerwehr und ich war dran an der großen Gruppe. Das Tempo war so hart das ich mir ständig Mantren im Kopf vorgesprochen habe "Nicht abreißen lassen, dran bleiben, lang bleiben" ich gab wirklich alles. das funktioniert bis zur Hälfte auch ganz gut, bis es in das Gestrüpp ging. Das war wirklich heftig knapp 300m hatte man das Gefühl jetzt bleibt man gleich hängen und man kommt nicht mehr weg. Genau an dieser Stelle musste ich leider reißen lassen und schwamm zusammen mit einem weiteren Athleten weiter Richtung T 1 ohne wesentlich Zeit auf die große Gruppe zu verlieren. Leider musste ich auch hier an der zweit letzten Boje reißen lassen als wir komplett gegen die Sonne geschwommen sind und ich komplett die Orientierung verloren habe. Auf den letzten knapp 300m  verlor ich unglaubliche 30s auf den Athleten vor mir welcher noch bis zur großen Gruppe aufschloss. Verdammt dachte ich mir im ersten Moment als ich dann aber aus dem Wasser kam, auf die Uhr schaute und 49:48min las hatte ich doch wieder ein positives Gefühl. Cam Wurf und Lionel schwimmen doch nicht so schnell dachte ich in meinem Kopf und die Gruppe vor dir bekommst du noch, nach einem schnellen Wechsel. Leider lief dieser nicht ganz so gut und zu allem Überfluss handelte ich mir auch noch eine Zeitstrafe ein. In allen Wettkämpfen welche ich bisher bestritten und gesehen habe konnte man seinen Wettkampfanzug auf dem weg zum Rad schließen, was hier aber scheinbar nicht der Fall war. Zwar war die Zeitstrafe nur an der Stelle stehen bleiben, den Anzug komplett schließen und 10s warten, aber die Chance zur Gruppe aufzuschließen war damit fast bei 0. 

Dominik Sowieja Radfahren Ironman Kopenhagen
keine Zeit für Sightseeing auch wenn die Strecke einiges hergab

Dennoch sprang ich voller Motivation auf mein Rad und fuhr von Beginn an offensiv an. Als ich auf der langen Gerade dann einen Athleten vor mir sah wusste ich da muss ich jetzt dran fahren also Kopf runter und drücken. Im kurvigen Teil durch die Innenstadt konnte ich etwas meine Skills ausspielen und war bei km 10 dann auch dran. Fortan bestritt ich das Rennen zusammen mit Tomasz Renc, da ich wusste jetzt weiter auf die Tube zu drücken wird mich insgesamt nicht weiter bringen. Deshalb lieber etwas defensiver bei der ersten Langdistanz. Bei km 60 überholte uns dann Andrej Vistica welcher auch sofort eine Lücke riss. Da ich komischerweise ständig pinkeln musste auf der Radstrecke, versuchte ich jede Möglichkeit zu nutzen es kurz rollen und laufen zu lassen;-) Leider enteilte Andrej hierbei ein ganzes Stück und ich musste eine Entscheidung treffen fährst du das Loch zu oder bestreitest du das Rennen weiter mit Tomasz Renc. Ich entschied mich für Variante 1 und fuhr das Loch wieder zu das kostete mich zwar knapp 4min bei knapp 330W aber das war alles noch im Rahmen. Fortan bestritten wir das Rennen zu dritt. Interessanter weiße fühlte ich mich desto länger das Rennen andauerte immer besser. Gerade vom Magen fühlte ich mich immer leichter, dies hing auch sicherlich damit zusammen das ich die Kohlenhydratzufuhr auf der zweiten Runde etwas reduzierte und etwas mehr Wasser zu mir nahm. Nach 04:26:24h war der Rad Part Geschichte und meine Paradedisziplin wartete auf mich.   

Dominik Sowieja Laufen Ironman Kopenhagen
kein Schmerz immer weiter Achterbahn im Kopf vom allerfeinsten

Von Beginn an fühlte ich mich wirklich gut und musste mich sehr stark bremsen das ich nicht zu schnell laufe. Meine Pacevorgabe von 3:45-3:50 konnte ich bis zur Halbmarathonmarke sehr gut umsetzen bei welcher ich mit knapp unter 1h20 durch ging. Danach wurde alles etwas schwerfällig die Speicher waren langsam leer. Zwar nahm ich sukzessive Schlücke aus meine Gelflasche bis ich leichtes Seitenstechen bekam. Beim sagenumwobenen KM 30 machte sich dann aber immer mehr Schwindel breit, sodass ich dachte jetzt lieg ich gleich im Graben. Im Vorfeld habe ich mir für Notfälle an der Special Needs Stelle extra etwas positioniert leider bekam ich die Verpflegung dort nicht. D.h. für mich fortan Gehpausen bei den Verpflegungsstellen und alles inhalieren was geht. Direkt danach ging es dann doch einigermaßen gut sodass ich im Schnitt dann doch recht langsam unterwegs war mit knapp über 4:10 aber dann doch nicht komplett einbrach. Im Kopf spielte ich schon wie im Schwimmen mein Mantren Spiel "kein Schmerz, nicht aufgeben, einfach immer weiter". Gefühlt konnte ich mich dann nochmal etwas fangen bis der letzte Kilometer kam. Das wurde nochmal richtig hart zwischenzeitlich dachte ich ich krabble übers Ziel aber als dann endlich dieser Rote Teppich kam und die Meute am Streckenrand einen durchs Ziel peitschten, war auch nochmal etwas Kraft für einen kleinen Zieljubel. Im Ziel angekommen viel die ganze Spannung vom Körper ab. Man war glücklich alles Tat weh und man war einfach fertig. Nach über 30min Chips und Cola Kur war ich dann auch endlich wieder fähig auf den eigenen Beinen zu stehen. Genau dafür mache ich diesen Sport diese Grenzerfahrung welche mich in jedem Rennen antreibt. Immer wieder aufs neue diese Grenzen zu erleben und verschieben einfach geil !

Der Marathon war mit 02:47:15 dann auch gar nicht so langsam und mit einer Endzeit von 08:08:38h beim ersten Ironman brauche ich mich vor den großen Namen auch nicht verstecken. Insgesamt gibt mir das Rennen sehr viel Selbstvertrauen es im Ironman in die Weltspitze zu schaffen, die Distanz scheint mir zu liegen und ich sehe auch noch einiges an Potential was schnellere Zeiten in Zukunft erlauben wird. 

 

Status quo steht noch die Regeneration im Vordergrund, allerdings bin ich auch schon wieder heiß auf die nächsten Wettkämpfe und kann es kaum erwarten wieder zu racen.

 

Last But not Least Danke an alle die mich auf meinem Weg unterstützen, ohne euch wäre das alles nicht möglich!

 

Bleibt motiviert, glaubt an euch und gebt niemals auf !!

 

Hier findet ihr die Ergebnisse des Rennens.

 

Für weitere Ergebnisse und Statistiken zu meiner Person schaut auf der PTO Seite hier vorbei.

 

Euer

Dominik 

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